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Ein Lieferservice auf zwei Rädern

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Ein Lieferservice auf zwei Rädern

Ich heiße Maguette und komme aus Dakar-Yarakh in Senegal. Ich war noch Schüler, als ich mich auf den Weg nach Spanien machte. Zu dieser gefährlichen und aussichtlosen Reise würde ich heute niemandem mehr raten. Auch im eigenen Land kann man es zu etwas bringen.

Früher jobbte ich in den Schulferien, um etwas Geld zu verdienen. Meine Eltern waren schon alt und gebrechlich. Dann wurde meine Mutter krank. Ihr Zustand verschlechterte sich und meine Familie kam finanziell nicht mehr zurecht. Daher entschied ich mich, nach Spanien zu gehen. Viele junge Leute in meinem Umfeld taten das damals. Alle dachten, dass sich ihre Probleme in Luft auflösen, wenn sie erst einmal in Europa wären. Aber spanischen Boden zu betreten, bedeutet noch nicht, in Spanien angekommen zu sein. Auf den Kanarischen Inseln wurde ich abgefangen und in einem Einwanderercamp untergebracht. Dort lebte ich sechs Monate lang, dann wurde ich nach Senegal zurückgeschickt.

Der Gründer reinigt sein Motorrad, mit dem er seine Kunden beliefert.

Zuversicht durch Gespräche mit einem Psychologen

Nach einer solchen Erfahrung ist es schwer, zu Hause einfach zur Tagesordnung überzugehen. Ich nahm verschiedene Jobs an und belegte Abendkurse. Die Kurse musste ich bald wieder aufgeben, weil die Arbeit mir viel abverlangte. Ich war deprimiert. Das Blatt wendete sich, als ich vom „House of Hope“ erfuhr. Die Einrichtung bietet Therapiesitzungen an, unter anderem für Rückkehrer und Rückkehrerinnen.

In etwa zehn Gesprächen mit einem Psychologen redete ich mir meinen Kummer von der Seele. Das befreite mich und gab mir Klarheit und Zuversicht. Danach brachte man mich in Kontakt mit dem Deutsch-Senegalesischen Zentrum für Jobs, Migration und Reintegration (CSAEM). Dort stellte ich meine Geschäftsidee vor: ein Lieferservice per Motorrad, mit dem ich auch Arbeit für Jugendliche in meinem Viertel schaffen wollte.

Maguette hat in Senegal wieder Fuß gefasst.

Neues Wissen aus einem Kurs für Existenzgründung

Das CSAEM ermöglichte mir die Teilnahme an einem einwöchigen Seminar für Gründer. Dabei lernte ich vieles, was ich heute anwenden kann. Von meinen eigenen Ersparnissen hatte ich bereits ein Motorrad gekauft. Das Zentrum unterstützte mich zudem beim Kauf von zwei weiteren Fahrzeugen sowie eines Computers und mehrerer Tische für den Lagerraum.

Ich arbeite mit Onlineshops zusammen und beliefere Privatkunden. Das Geschäft lief zunächst sehr gut an, stagnierte aber wegen der Corona-Pandemie etwas. Doch ich bleibe zuversichtlich und bin stolz, auch anderen jungen Leuten eine Chance zu geben. Das soll sie davon abhalten, ein Fischerboot nach Spanien zu besteigen. Es soll ihnen zeigen, dass man auch hier Erfolg haben kann. Mittlerweile bin ich verheiratet und habe meinen eigenen Haushalt gegründet. Ich bin zufrieden.

Stand: 07/2021

Die hier beschriebenen Möglichkeiten der Beratung und Unterstützung werden angeboten im Rahmen von „Perspektive Heimat“.

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Auch im eigenen Land kann man es zu etwas bringen.
Maguette

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