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Neue Jobs dank der Wasserfilteranlage

Mbaye und seine Familie haben es geschafft, sich in Senegal ein Geschäft aufzubauen.

Neue Jobs dank der Wasserfilteranlage

Mein Name ist Mbaye. Ich bin 64 Jahre alt und lebe in Senegal. Nach langer Zeit in Europa bin ich in mein Land zurückgekehrt. Als ich mich in den 80er-Jahren entschied, ins Ausland zu gehen, hatte ich kein besonderes Fachwissen. 1986 ging ich nach Guinea und arbeitete als Schneider. Von dort aus ging ich nach Marokko, und dann weiter nach Europa. Hier arbeitete ich in einer Wasserfilterfabrik.

Im Jahr 2009 machte ich Urlaub in Senegal und kaufte eine Wasserfilteranlage. Ich holte auch alle erforderlichen Genehmigungen ein. Ich dachte, dass man mit einem Wasserfilter gut ein Geschäft in Senegal aufbauen könnte. Und ich hatte Erfahrung in dem Bereich. Meine Wasserfilteranlage filtert das Wasser und verpackt es in kleine Plastiktüten (250 oder 450 Milliliter). Sie kosten in der Landeswährung derzeit 25 CFA-Franc und 50 CFA-Franc, das entspricht etwa 4 und 8 Eurocent. Das können sich auch Menschen leisten, die wenig verdienen. 

Bereit für den Transport: Mbaye verlädt das gefilterte Wasser in Plastiktüten auf einen Holzwagen.

Nach meinem Urlaub überließ ich die Filteranlage Familienmitgliedern. Das Geschäft verlief anfangs sehr vielversprechend. Das Management klappte aber nicht gut und über die Jahre sank der Umsatz immer mehr. 2015 wollte die senegalesische Regierung dünne Plastiktüten verbieten. Als ich davon erfuhr, wurde mir klar: Damit es weitergehen kann, braucht das Unternehmen neuen Schub. Ich beschloss 2018, nach Senegal zurückzukehren und die Dinge selbst in die Hand zu nehmen.

Der Weg zum Erfolg: Wissen und Zubehör

Nach meiner Rückkehr versuchte ich, Hilfe zu bekommen. Das Deutsch-Senegalesische Zentrum für Jobs, Migration und Reintegration (CSAEM) bot mir eine Weiterbildung in Betriebswirtschaft an. Es war ein einwöchiges Training für Zurückgekehrte und Menschen aus der lokalen Bevölkerung. Ich lernte, wie man sein eigenes Unternehmen besser führt: was beim Marketing zu beachten ist, wie man neue Kunden findet und was man wissen sollte, wenn man Personal einstellt. 

Mbaye präsentiert sein Produkt: Gefiltertes Wasser in Plastiktüten.

Außerdem erhielt ich Sachspenden vom CSAEM und der senegalesischen Jugendarbeitsagentur ANPEJ: Plastiktüten, die den internationalen Standards entsprechen; Filterkartuschen; zwei 2000-Liter-Wassertanks und Klarwasserpumpen. Mit diesem Zubehör konnte ich das Geschäft wieder ankurbeln.

Im Sommer oder an Feiertagen verkaufe ich bis zu 440 Wasserbeutel am Tag. In ruhigeren Zeiten sind es etwa 200 pro Tag. Da das Geschäft gut läuft, habe ich mittlerweile 6 Festangestellte und 15 Aushilfskräfte. Sie bedienen zum Beispiel die Maschine oder verkaufen die Wasserbeutel in meinem Laden oder auf Märkten.

Von der Pandemie getroffen

Seit April 2020 ist Einwegplastik in Senegal verboten. Wegen der Covid-19-Pandemie entschied die Regierung aber, die Verpackung von gefiltertem Wasser davon auszuschließen.
Ich habe während der Pandemie keine staatliche Unterstützung erhalten. Dabei wurde mein Geschäft aufgrund der weltweiten Lockdowns hart getroffen: Es gab Lieferprobleme bei den Plastiktüten und das Material wurde teurer. Weil es keine Familienfeste oder Versammlungen mehr gab, hatten wir sehr viel weniger Bestellungen und mussten die Produktion um die Hälfte verringern. Ich musste eine schwierige Situation bewältigen, habe meinem Personal aber nicht gekündigt. Das CSAEM hat mich in dieser Zeit unterstützt. 

Das Geschäft in Senegal ausbauen

Trotz der Pandemie bin ich optimistisch. Ich plane, das Geschäft zu erweitern. Ich will bald Filteranlagen in den Städten Guédiawaye und Kaolack installieren. Hier will ich dann von Plastiktüten auf Flaschenverpackungen umstellen. Ich habe den Markt bereits unter die Lupe genommen und denke, dass er vielversprechend ist. Ich möchte auch ein Auto kaufen. Derzeit miete ich Pferdekutschen, um mein Wasser zu den Kunden zu bringen. Mit einem Auto könnte ich weiter entfernte Geschäfte und Großhändler erreichen.

Wenn ich meine Einnahmen in Senegal damit vergleiche, was ich in Europa verdient habe, kann ich mich nicht beschweren. Ich kann in Senegal gut von meinen Einnahmen leben. 

Stand: 05/2022

Wenn ich meine Einnahmen im Senegal damit vergleiche, was ich in Europa verdient habe, kann ich mich nicht beschweren.
Mbaye

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