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„Wir sprechen die Sprache der Wahrheit“

Abdourahmane Idaly Kamara unterhält sich am Telefon.

„Wir sprechen die Sprache der Wahrheit“

Abdourahmane Idaly Kamara, Direktor des Deutsch-Senegalesischen Zentrums für Jobs, Migration und Reintegration (CSAEM) in Dakar, über die Arbeit des Zentrums und seine persönliche Motivation.

Wie unterstützen Sie und Ihr Team Ratsuchende?
Das Zentrum ist offen für alle. Wir heißen jede und jeden willkommen, darunter Einheimische, Binnenvertriebene und zurückkehrende Migrantinnen und Migranten. Der erste Schritt besteht darin, die Bedürfnisse der Menschen zu ermitteln. Wir tauschen uns am Telefon, über Social Media oder im persönlichen Gespräch im Zentrum aus. So erfahren wir mehr über die Menschen und können sie an eine geeignete Beraterin oder einen Berater aus dem Team weiterleiten. Aufgrund unserer Erfahrung können wir auch erkennen, ob jemand psychosoziale Unterstützung benötigt. Viele Rückkehrerinnen und Rückkehrer leiden unter traumatischen Erlebnissen und haben Schwierigkeiten, sich wieder zu integrieren. Wir vermitteln in solchen Fällen zum Beispiel an das „House of Hope“.

Was brauchen Menschen vor Ort, die neue Perspektiven suchen?
Die meisten Menschen aus der lokalen Bevölkerung brauchen Unterstützung, um ein Unternehmen zu gründen oder eine bezahlte Arbeit zu finden. Wir haben Partnerorganisationen, auf die wir dabei zurückgreifen. Der Arbeitsmarkt in Senegal ist schwierig. Die Chance auf Erfolg ist größer, wenn man sich selbstständig macht. Unser Hauptpartner, die staatliche Agentur für Jugendbeschäftigung Agence Nationale pour la Promotion de l'Emploi des Jeunes (ANPEJ), betreibt eine Ausbildungseinrichtung für angehende Unternehmerinnen und Unternehmer. Die Bewerberinnen und Bewerber können dort ihr Projekt einreichen. Wenn die Geschäftsidee als förderungswürdig eingestuft wird, erhalten sie ein maßgeschneidertes Training, um die nötigen Fähigkeiten für das jeweilige Arbeitsfeld zu erlernen.

Welche Möglichkeiten sehen Sie derzeit in Senegal?
Es gibt hier viele Möglichkeiten. Zum Beispiel gibt es in jeder Region des Landes bestimmte Nischen, die man erkennen sollte. Gute Möglichkeiten gibt es in der Land-, Forst- und Viehwirtschaft. In Saint-Louis zum Beispiel ist das Ökosystem dank des Flusses und der Täler in der Region gut für den Reisanbau geeignet. Die Besonderheiten jeder Region bestimmen, welche Aktivitäten man dort ausüben kann.

Sie bieten Ihre Dienste auch in entlegenen Gebieten vor Ort an?
Ja. Binnenvertriebenen in der Region Casamance im Süden des Landes bieten wir zum Beispiel psychologische Unterstützung oder ein Training an. So können sie neue Fähigkeiten erlernen und sich leichter integrieren. Falls die Menschen Materialien oder Geld benötigen, besprechen wir uns mit unseren Partnern wie ANPEJ oder zivilgesellschaftlichen Organisationen, um die passende Unterstützung zu organisieren.

Was motiviert Sie bei Ihrer Arbeit?
Meine Hauptmotivation ist es, die Möglichkeiten in Senegal aufzuzeigen. Vor allem Menschen, die über eine Rückkehr nachdenken, sollen erkennen, dass es viele gute Gründe dafür gibt. Unsere Arbeit besteht darin, genaue Informationen über Reintegrationsmöglichkeiten und den Neustart zu geben und zu verbreiten. Viele potenzielle Rückkehrerinnen und Rückkehrer wissen oft gar nicht, dass sie durch die Gründung eines eigenen Unternehmens in ihrem Herkunftsland erfolgreich sein können. Eine unserer größten Herausforderungen ist es, die Menschen nicht zu enttäuschen. Wir machen keine falschen Versprechungen, wir sprechen eine Sprache der Wahrheit. Sie ist ein Zeichen des Vertrauens zwischen dem Beratungsteam und denen, die die Beratung erhalten.

Abdourahmane Idaly Kamara recherchiert etwas im Internet.

Inwieweit mussten Sie durch die Corona-Pandemie Ihre Beratungen und die Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen umstellen?
Die Pandemie ist eine große Herausforderung für uns alle. Die Anfragen haben in dieser Zeit zugenommen. Obwohl das Zentrum wegen der Einschränkungen phasenweise geschlossen war, wurden die Dienstleistungen wie gewohnt aufrechterhalten. Wir haben auf Telekonferenzen und Online-Schulungen umgestellt. Die Erfahrungen mit Online-Gesprächen waren positiv. Die große Herausforderung besteht darin, die Menschen zu unterstützen, die besonders von der Pandemie betroffen sind. Auch Geschäftsleute, Migrantinnen und Migranten und Menschen der lokalen Bevölkerung – all jene, die vom Zentrum schon Angebote erhalten haben, aber nun mit den Folgen der Pandemie zurechtkommen müssen.

Stand: 08/2021

Meine Hauptmotivation ist es, die Möglichkeiten in Senegal aufzuzeigen.
Abdourahmane Idaly Kamara

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