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Verantwortungsvolle Beratung auf Augenhöhe

Kester Audu an seinem Arbeitsplatz im NGC.

Verantwortungsvolle Beratung auf Augenhöhe

Sie wollten im Ausland ein besseres Leben finden, kehrten nach einem gescheiterten Versuch jedoch nach Nigeria zurück. Berichte über lange Fußmärsche durch die Sahara und gefährliche Fahrten über das Mittelmeer, Erfahrungen mit Waffengewalt und Vergewaltigungen sind nicht selten Teil ihrer Geschichten. Andere schafften es zwar bis nach Europa, mussten jedoch schmerzlich erfahren, dass es dort keine Perspektive für sie gab. So oder so: Viele Rückkehrende haben auch lange nach diesen Erlebnissen noch mit Traumata, psychischen Problemen und Ängsten zu kämpfen.

Als leitender Berater für Beschäftigung und Reintegration beim Deutsch-Nigerianischen Zentrum für Jobs, Migration und Reintegration (NGC) in Lagos hört Kester Audu immer wieder traumatische Geschichten von Rückkehrerinnen und Rückkehrern. „Diese Menschen haben Situationen erlebt, die mir sehr nahegehen. Ich höre diese Schicksalsgeschichten und denke sofort: Wir kriegen das wieder hin. Dann überlegen wir gemeinsam, was wir tun können.“

Psychosoziale Beratung im Zentrum oder bei Partnern

Ein Ansatz ist die psychosoziale Unterstützung. „Wir bieten psychosoziale Beratung direkt im Zentrum an oder durch unsere Partnerorganisationen, an die wir Rückkehrende vermitteln“, erklärt Audu. Wenn er selbst berät, baut er im ersten Schritt eine Verbindung zu den Ratsuchenden auf. „Manchmal wollen sie einfach nur ihre Erfahrungen teilen, sich den Stress und Kummer von der Seele reden und erzählen, was sie durchgemacht haben. Ich höre zu und bin für sie da. Danach geht es vielen schon etwas besser.“

In seinen Beratungsgesprächen möchte Audu Hoffnung vermitteln. Sein Ziel ist es, Rückkehrerinnen und Rückkehrern deutlich zu machen, dass sie trotz aller Umstände einen Neustart in Nigeria schaffen können. „Als NGC kümmern wir uns darum, dass sich diese Hoffnung auch erfüllt. Wir machen uns viele Gedanken, schauen uns nach Möglichkeiten um und erstellen Pläne zur Umsetzung.“

Der Berater kennt die Herausforderungen aus eigener Erfahrung

Als Berater empfindet Audu eine große Verantwortung gegenüber den Menschen, die sich ans NGC wenden: „Alles, was ich sage und tue, ist für sie von Bedeutung. Schon die Art und Weise, wie ich mit ihnen spreche, beeinflusst ihre Wahrnehmung. Sie können meine Stimmung fühlen und reagieren darauf.“ Audu hat selbst einige Jahre in Deutschland gelebt und dort studiert. Bei Beratungsgesprächen mit Rückkehrerinnen und Rückkehrern kommt ihm das zugute – er kennt die Herausforderungen, mit denen die Menschen konfrontiert wurden.

Die psychosoziale Unterstützung ist nur eines von vielen Angeboten des NGC. Das Zentrum ist inhaltlich breit aufgestellt und bietet viele Möglichkeiten der Begleitung. „Ich glaube nicht, dass es jemanden gibt, den wir überhaupt nicht unterstützen können“, sagt Audu. „Unsere Beraterinnen und Berater sind gut geschult. Sie finden heraus, wie sie in dem individuellen Fall am besten unterstützen können, welche Arbeit, welches Angebot oder welche Möglichkeit zu einem Menschen in einer bestimmten Lebenssituation passt. Und wir stellen sicher, dass die Person in alle Prozesse einbezogen wird.“

Chancen im Bereich Technologie

Neben Rückkehrerinnen und Rückkehrern berät das NGC auch Universitätsabsolventinnen und -absolventen, Studierende, junge Menschen, die die Schule ohne Abschluss verlassen haben, sowie weitere Nigerianerinnen und Nigerianer, die eine Arbeitsstelle oder Ausbildung suchen. Jobvermittlung und Schulungen sind ein wichtiger Teil des Programms. Das Team des NGC achtet darauf, dass die Angebote den aktuellen Trends auf dem Arbeitsmarkt entsprechen. „Es geht nicht nur darum, die Menschen auszubilden, sondern auch darum, was danach passiert. Sie müssen in der Lage sein, durch die Ausbildung einen Job zu finden und ein nachhaltiges Einkommen zu erzielen“, sagt Audu.

Der Berater sieht Nigeria als ein Land der Möglichkeiten für junge Menschen – besonders im Bereich Technologie. Auswanderung und Flucht junger Menschen könnten gestoppt werden, so Audu, wenn die Arbeitsmöglichkeiten richtig ausgeschöpft und genutzt würden. Daher zielen viele Angebote des NGC auf den Technologiesektor. Außerdem wurden während der Corona-Pandemie neue Schulungen eingeführt, die es den Teilnehmerinnen und Teilnehmern ermöglichen, auf digitalem Wege Geld zu verdienen – zum Beispiel durch ein Online-Business oder Dienstleistungen per Internet.

Was Audu an seinem Job am meisten mag? „Dass der Mensch im Vordergrund steht.“ Es mache ihm Spaß, immer wieder neue Lösungen und passende Möglichkeiten zu finden. Besonders schön ist es für ihn, davon zu erfahren, dass sich das Leben eines Menschen durch die Arbeit des NGC-Teams zum Besseren gewendet hat. „Wir bekommen Anrufe, in denen viel Dankbarkeit ausgedrückt wird – das motiviert uns noch mehr.“

Stand: 06/2021

Was ich an meinem Job am meisten mag? Dass der Mensch im Vordergrund steht.
Kester Audu

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