Im Großraum von Lagos gibt es seit September 2022 zwei Deutsch-Nigerianische Zentren für Jobs, Migration und Reintegration (NGC). Im Stadtteil Yaba wurde das zweite Zentrum eröffnet. Der leitende Berater für Beschäftigung und Wiedereingliederung, Ayomikun Olugbode, spricht über das neue Zentrum und dessen Ziele.

Was ist die Aufgabe des Deutsch-Nigerianischen Zentrums?

Ayomikun Olugbode: Die Aufgabe des Zentrums besteht darin, Beratungsdienste für Frauen, Jugendliche sowie Rückkehrer*innen anzubieten. Wir beraten zu den Themen Beschäftigung, reguläre Migration und Weiterbildung. Außerdem sollen die Jobchancen der Menschen durch gezielte Schulungen verbessert werden. Wir sind ein Ausbildungszentrum.

Das neue Zentrum ist der zweite Standort in Lagos. Warum war es notwendig, ein zweites Zentrum zu eröffnen?

Das erste Zentrum befindet sich auf der Insel Lagos, das zweite auf dem Festland von Lagos. Das zweite Zentrum ist eine wichtige Anlaufstelle für Ratsuchende auf dem Festland. Manchmal haben wir bedürftige Menschen auf dem Festland, für die die Fahrkosten auf die Insel zu hoch sind. Mit dem neuen Zentrum haben nun auch sie einen Ort, an dem sie sich leicht weiterbilden und eine Berufsberatung in Anspruch nehmen können.

Welche Dienstleistungen bietet das NGC an?

Die von uns angebotenen Dienstleistungen sind auf die Bedürfnisse der einzelnen Kund*innen zugeschnitten. Dazu gehört zum Beispiel die Berufsberatung. Wir stellen Leitfäden zur Verfügung, die Arbeitssuchenden helfen, eine fundierte Entscheidung zu treffen. Zudem beraten wir Menschen, die auf der Suche nach der passenden Fortbildung sind. Wir beraten aber auch zum Thema „reguläre Migration“. Zielgruppe sind diejenigen, die in Deutschland oder anderen Ländern studieren oder arbeiten wollen. Für diese Gruppe bieten wir in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Deutschkurse an. Zu unseren Ausbildungsbereichen gehören Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT), Gastronomie und Mode. Wer vor Kurzem erst nach Nigeria zurückgekehrt ist, wird durch Berater*innen bei der Wiedereingliederung begleitet. Ihnen stellen wir zum Beispiel vorübergehende- oder Notunterkünfte zur Verfügung.

Wonach besteht die größte Nachfrage?

Die größte Nachfrage besteht bei der Berufsausbildung – besonders in den Branchen Gastronomie und Mode. Wegen der hohen Arbeitslosigkeit in Nigeria wollen die Menschen sich weiterbilden oder umschulen. Mode und Gastronomie sind Bereiche, in denen der Einstieg leichter fällt. Alle müssen etwas essen, also gehen die Menschen davon aus, dass sie Geld verdienen können, wenn sie Dienste im Gastrogewerbe anbieten. Dasselbe gilt für die Modeindustrie: Jeder Mensch trägt Kleidung. Daher denken viele, dass sie in der Modebranche eine echte berufliche Perspektive haben und davon leben können. Die nigerianische Modeindustrie ist sehr groß. Mit einer Nähmaschine können sie ein Einkommen erzielen. Sie müssen dafür kein Geschäft mieten. Sogar ein Caterer kann von zu Hause aus arbeiten: Zu Hause wird gekocht – auf dem Gasherd, den man sowieso schon hat.

Wie unterstützen Sie und Ihr Team die Menschen?

Die Menschen, die wir unterstützen, gehören verschiedenen Gruppen an. Wir unterstützen sie je nach ihren individuellen Bedürfnissen. Mit arbeitslosen Jugendlichen und Rückkehrenden führen wir zuerst ein persönliches Gespräch, bei dem wir die Menschen über ihre Möglichkeiten informieren und ein Profil erstellen. Wenn wir wissen, welche Unterstützung sie benötigen, können wir ihnen die entsprechenden Dienste anbieten, etwa Bewerbungstraining oder gezielte Weiterbildungen. Wir verweisen sie an Praktikums- oder Jobvermittlungsstellen. Einige von ihnen erhalten Berufsausbildungen. Dort lernen sie neue Fähigkeiten und verbessern so ihre Chancen, einen Job zu finden. Außerdem nehmen viele an unserem Existenzgründungstraining teil, wenn sie sich selbstständig machen wollen. Wir unterstützen sie dabei, bis sie in einem neuen Job sind oder ihr eigenes Unternehmen eröffnet haben.

Stand: 06/2023