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„Mit psychischen Problemen muss niemand allein bleiben“

Das PGFRC hat verschiedene Partner, die psychosoziale Beratung anbieten. | Copyright: Shutterstock

„Mit psychischen Problemen muss niemand allein bleiben“

In Pakistan gelten psychische Probleme immer noch als Tabuthema. Daher neigen viele Menschen dazu, sie herunterzuspielen oder zu ignorieren. Umso gefragter sind erfahrene Beraterinnen und Berater, die durch sorgfältige Beobachtung Anzeichen für seelische Krisen erkennen können. „Heutzutage ist es wichtiger denn je, in die psychische Gesundheit zu investieren und das Gespräch zu suchen“, sagt Faisal Shabbir, Berater beim Pakistanisch-Deutschen Beratungszentrum für Jobvermittlung und Reintegration (PGFRC). „Mit psychischen Problemen muss niemand allein bleiben.“

Shabbir macht Reintegrations- und Karriereberatung, zugleich ist er Mitglied der Mental Health and Psychosocial Services Group (MHPSS). Der Berater weiß: Wenn Menschen auswandern, belastet die Trennung von ihren Familien die seelische Gesundheit. Sprachbarrieren sowie soziale und kulturelle Unterschiede machen Migrantinnen und Migranten die Integration in die Gesellschaft des Ziellandes zudem schwer. Doch nur wenige finden den Mut, sich professionellen Rat bei einer Psychologin oder einem Psychologen zu suchen.
 

Eine gut vorbereitete Rückkehr hilft

Und auch nach ihrer Rückkehr nach Pakistan leiden Menschen häufig unter Existenzängsten und machen sich Sorgen um ihre berufliche und gesellschaftliche Reintegration. Umso wichtiger sei es deshalb, die Rückkehr gut vorzubereiten, sagt Shabbir. „Wenn die Menschen sich für die Rückkehr entschieden haben, wird der erste persönliche Kontakt zum PGFRC schon von Deutschland aus hergestellt. Außerdem werden die Beraterinnen und Berater über die spezifischen Bedürfnisse und Anforderungen der Person informiert. Wir stellen dann hier in Lahore passende Angebote zusammen. Dazu gehören auch Angaben zu unseren Partnerorganisationen, die psychosoziale Unterstützung anbieten.“ 

Bereits beim ersten Telefonat achten die Beratenden darauf, ob die Rückkehrerin oder der Rückkehrer psychische Probleme erwähnt oder entsprechende Anzeichen darauf hindeuten. So kann das Team alles Nötige vorbereiten, um gegebenenfalls Kontakt zu passenden Fachleuten zu vermitteln. Nach der Ankunft in Pakistan führen die Beraterinnen und Berater ein Gespräch im Zentrum und entwickeln gemeinsam mit der Rückkehrerin oder dem Rückkehrer einen Plan zur sozialen und wirtschaftlichen Wiedereingliederung. Sie versuchen, die individuellen Bedürfnisse genau zu verstehen, um die richtige Unterstützung anbieten zu können. „Wenn ein Ratsuchender etwa aufgrund finanzieller Sorgen psychisch belastet ist, unterstützt unser Team ihn vorrangig dabei, einen Arbeitsplatz zu finden, um im ersten Schritt schon einmal den finanziellen Stress zu verringern“, so Shabbir.
 

Beratung bei Partnerorganisationen

Die psychosoziale Beratung, die das PGFRC vermittelt, findet nicht im Zentrum selbst statt: Wenn Rückkehrerinnen und Rückkehrer oder Ratsuchende aus der lokalen Bevölkerung psychosoziale Unterstützung benötigen, verweisen die Beraterinnen und Berater sie an eine ihrer Partnerorganisationen, die Beratung und Therapien anbieten. 

Eine solche Organisation ist Rozan, die landesweit kostenlose Angebote für Menschen mit psychischen Erkrankungen zur Verfügung stellt. Einer ihrer Schwerpunkte ist die Unterstützung von Gewaltopfern, insbesondere von Frauen und Kindern. Rozan bietet Beratungsgespräche persönlich, telefonisch und online an und hat seit Beginn der Corona-Pandemie eine landesweite Beratungshotline. 

Die Organisation Willing Ways betreibt Beratungsstellen und eine Rehabilitationsklinik für Menschen, die unter psychischen Problemen und Drogenabhängigkeit leiden. Die Organisation ReliveNow bietet Online-Beratungsgespräche mit Fachkräften für psychische Gesundheit an.

Stand: 10/2021

Heutzutage ist es wichtiger denn je, in die psychische Gesundheit zu investieren und das Gespräch zu suchen.
Faisal Shabbir