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„Die Probleme dieser Menschen sind auch meine“

Tamara Vučenović an ihrem Arbeitsplatz im DIMAK Serbien

Es ist 8:30 Uhr morgens in Belgrad. Tamara Vučenović wählt eine Telefonnummer und wartet geduldig darauf, dass jemand abnimmt. Am Abend zuvor ist die Familie, die Vučenović anruft, in Serbien angekommen. Die Eltern und ihre beiden Kinder hatten sechs Monate in Deutschland gelebt. Vučenović fragt, wie es der Familie geht, ob sich alle von der langen Reise erholt haben. Sie ist Beraterin beim Deutschen Informationszentrum für Migration, Ausbildung und Karriere (DIMAK) in Serbien. Vučenović unterstützt Rückkehrerinnen und Rückkehrer dabei, in ihrem Herkunftsland wieder anzukommen und sich dort eine neue Perspektive aufzubauen. Neben Rückkehrerinnen und Rückkehrern gehören auch die lokale Bevölkerung und Binnenvertriebene zur Zielgruppe des DIMAK.

Das Gespräch mit der Familie an diesem Morgen führt Vučenović wie alle ihre Gespräche: respektvoll, auf Augenhöhe, klar und deutlich im Ausdruck.

Eine lange Aufgabenliste

„Ich empfinde eine tiefe Empathie und möchte diesen Menschen helfen“, sagt Vučenović. „Sie haben ganz unterschiedliche Anliegen: Einige suchen Arbeit, andere wissen nicht, welche Behörde wofür zuständig ist. Sie haben Fragen zu Sozialleistungen, Krankenversicherungen oder Schulen für die Kinder.“ Vučenović weiß genau, welche Anlaufstelle in welcher Situation helfen kann. Sie vermittelt die Menschen an die richtigen Ansprechpersonen.

Nach dem ersten Gespräch mit der Familie hat Vučenović eine lange Aufgabenliste, die sie bis zum zweiten Gespräch in der folgenden Woche abarbeiten möchte. Die Tochter (15) und der Sohn (16) brauchen schnell Schulunterricht. Vučenović will vermeiden, dass sie ein Jahr wiederholen müssen. Eine neue Schule zu finden steht deshalb ganz oben auf ihrer Liste. So wie die Familie berät Vučenović alle Rückkehrenden individuell. Wegen der Corona-Pandemie ist das DIMAK-Team in Belgrad auf Beratung per Telefon oder Messenger-Dienste umgestiegen.

Online-Seminar zur Jobsuche

Am Nachmittag leitet Vučenović ein Online-Seminar. Etwa 20 Frauen und Männer aus einem Dorf im Süden Serbiens nehmen teil. Sie suchen eine Arbeit oder möchten sich beruflich neu orientieren. Vučenović erklärt, welche Job-Möglichkeiten sie vermitteln kann. Das DIMAK kooperiert mit Unternehmen, die dringend Arbeiterinnen und Arbeiter suchen, zum Beispiel in der Landwirtschaft. In den folgenden Tagen werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Seminars lernen, wie sie einen Lebenslauf schreiben. Ein Coaching wird sie dabei unterstützen, ihre Ziele für die Zukunft zu formulieren.

„Ich versuche, den Menschen eine Perspektive zu geben“, sagt Vučenović. „Ihre Probleme sind auch meine. Wir versuchen, sie gemeinsam zu lösen.“ Oft bekommt sie Monate später Fotos von Frauen und Männern, die sie unterstützt hat. Wie neulich von Mile, einem alleinerziehenden Vater mit drei Kindern. Dank Vučenovićs Beratung hat er sich als Schreiner selbstständig gemacht.

Stand: 08/2020

Ich versuche, den Menschen eine Perspektive zu geben.
Tamara Vučenović

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