Direkt zum Inhalt
Menü

Brücken bauen für die Rückkehr

Reintegrations-Scout Stefan Grünbaum im Gespräch

Stefan Grünbaum ist einer von rund 20 Reintegrations-Scouts der GIZ, die über fast alle Bundesländer verteilt sind. Sie arbeiten als Schnittstelle zwischen den Rückkehrberatungen in Deutschland und in den Herkunftsländern.

Herr Grünbaum, wie wird man Reintegrations-Scout?
Ich bin ausgebildeter Förster, habe aber 15 Jahre lang für verschiedene Organisationen in der Not- und Übergangshilfe in Afrika und Afghanistan gearbeitet. Mit meiner Familie habe ich unter anderem in Guinea und Senegal gelebt. Seit Frühjahr 2018 bin ich für die GIZ als Reintegrations-Scout bei der Zentralen Rückkehrberatung für Flüchtlinge in Nordbayern tätig.

Wie genau unterstützen Sie die Menschen?
Ich greife vor allem auf die Angebote der GIZ in den Herkunftsländern zu. Die Informationen der Beratungszentren – etwa über Jobangebote, Bewerbungshilfen, Existenzgründung, psychosoziale Beratung oder die Wohnungssuche – gebe ich an Rückkehrberaterinnen und -berater weiter. In einigen Ländern stellen wir übergangsweise Unterkünfte zur Verfügung, bis eine Wohnung gefunden ist. Als Schwerpunkt-Scout für Irak beantworte ich auch Anfragen aus anderen Bundesländern, wenn sie Irak betreffen.

Wie schaffen Sie es, jemandem von hier aus eine Stelle in Irak zu vermitteln?
Ich verweise etwa an das Beratungszentrum in Erbil, das dann beispielsweise beim Schreiben des Lebenslaufs und der Bewerbung hilft. Dort bestehen Kontakte zu möglichen Arbeitgebern. Wir unterstützen auch den Einstieg in den Job, etwa durch vorübergehende anteilige Gehaltszahlungen. Das funktioniert sehr gut. Andere Rückkehrerinnen und Rückkehrer unterstützen wir bei der Existenzgründung. So hat kürzlich ein junger Iraker eine Reifenwerkstatt eröffnet. Dafür wurde ihm die Anschaffung einer Auswuchtmaschine finanziert. Jetzt kann er für sich und seine Familie den Lebensunterhalt verdienen.

Wo liegen die Herausforderungen Ihrer Arbeit?
Wenn Rückkehrerinnen oder Rückkehrer sehr präzise Vorstellungen haben, wie sie im Herkunftsland wieder in die Arbeitswelt einsteigen wollen, ist es manchmal schwierig, genau diese Erwartungen zu erfüllen. Die Bedingungen im Land können sich in der Zwischenzeit verändert haben. Wenn jemand unbedingt einen Laden in einem bestimmten Stadtviertel eröffnen will, dort aber inzwischen bereits mehrere ähnliche Geschäfte bestehen, schlagen wir Alternativen vor.

Wie hat die Corona-Pandemie Ihre Arbeit verändert?
Im März mussten wir die Beratung zunächst einstellen. Es gab auch keine Anfragen von Rückkehrerinnen und Rückkehrern mehr. Ausreisen waren nicht möglich. Inzwischen haben wir unter anderem ein Hygienekonzept erarbeitet und bieten wieder Sprechstunden an. Danach gab es einen regelrechten Ansturm. Alle Beratungen, die wegen Corona nicht stattfinden konnten, werden nun nachgeholt.

Stand: 07/2020

Wegen der Corona-Pandemie mussten wir die Beratung zunächst einstellen. Nachdem wir unsere Sprechstunden wieder anbieten konnten, gab es einen regelrechten Ansturm.
Stefan Grünbaum

Weitere Erfahrungen